www.fabiankeil.de/blog-surrogat/2005/11/25/freiwillige-selbstkontrolle-ist-ein-schlechter-witz.html

Die Freiwillige Selbstkontrolle ist ein schlechter Witz

Mit dem angedachten Kauf der Boondock-Saints-DVD wird es in nächster Zeit nichts.

Ja, die eBay-Suche ist noch immer kaputt, aber darum geht es nicht. Ich habe keine anständige Quelle gefunden.

Der blutige Pfad Gottes, die deutsche Fassung, hat zwar Originalton, ist aber um sechs Minuten geschnitten. Und das, obwohl der Film erst ab 18 sein soll.

Dafür werden schamlos Apothekenpreise genommen, zu finden ist die DVD ab 20 Euro aufwärts. Natürlich macht sich auch kein Händler die Mühe, die geschnittene Fassung als solche zu kennzeichnen. Es gibt dreiste Pappnasen, die sie als Uncut anbieten und sogar Käufer finden.

Die amerikanische und die englische Fassung sind ebenfalls geschnitten, wer Filme gerne vollständig sieht, kann Boondock Saints in Holland, Japan oder Schweden kaufen, muss aber auf 5.1-Ton verzichten.

Die holländische Fassung ist in Vollbild, ich gehe davon aus, dass es kein erweitertes Bild, sondern Pan&Scan ist. Die englische Version kann man bei eBay für unter 10 Pfund bekommen, doch wer möchte schon geschnittene Filme kaufen?

Wenn ich bei einer FSK-18-Fassung nicht davon ausgehen kann, ein ungeschnittenes Medium zu kaufen, kann man das System in die Tonne treten. Wer hat Lust, sich vor jedem Kauf stundenlang zu informieren, welche Version denn die richtige ist?

Wer schließlich auf den Film verzichtet oder ihn importiert, ist natürlich ein böser Wirtschaftsschädling. Die Filmindustrie hat ja alles richtig gemacht.

FSK nervt nicht zum ersten Mal

Dass die Freigaben relativ systemlos vergeben werden, durfte ich diese Woche mal wieder feststellen.

Trauerspiel Koroshiya ichi

Vorgestern habe ich Mucha Sangre gesehen, gestern Koroshiya ichi. Mucha Sangre ist freigegeben ab 16, Koroshiya ichi ab 18. Bei beiden habe ich vor dem Mieten angenommen, sie wären ungeschnitten. Bei Koroshiya ichi war das nicht der Fall.

Der Film hatte haufenweise erzählerische Lücken, da wird man misstrauisch. Der IMDB-Eintrag sagt über die Spielzeit: 129 min / USA:117 min (heavily cut). Wenn man einen Film um zwölf Minuten kürzt, bleibt zwangsläufig die Handlung auf der Strecke.

Wie lang war wohl die deutsche FSK-18-Fassung? Nein, nicht 117, sondern nur 110 Minuten. Wenn man den PAL-Speedup berücksichtigt, fehlen noch etwa drei Minuten, um überhaupt die Länge der stark geschnittenen Version zu erreichen.

Wahrscheinlich hätte ich auch die ungeschnittene Fassung nicht gut gefunden, ich müsste mich jedoch nicht über plötzliche Sterbefälle wundern.

So ein Mist sollte gar nicht erst vermietet oder verkauft werden. Zumindest nicht, ohne einen fetten Hinweis: Den Sozialpädagogen zur Liebe wurde dieser Film von seiner Handlung befreit.

Kinderfilm Mucha Sangre

[Ausschnitt aus 'Mucha Sangre': Ein Mann und eine Frau lachen über einen Mann in einem
     blutverschmirtem Hemd, der einen Fuß im Mund hat.] Mucha Sangre ist spanisch und heißt Viel Blut. Nicht ganz unpassend.

Die Freigabe ab 16 hat mich nicht gestört, wohl aber verwundert. Der Film enthält die eine oder andere Szene, die Berufsbetroffene gewöhnlich in die Kategorien nicht nett, oder auch sozialethisch desorientierend einordnen.

[Ausschnitt aus 'Mucha Sangre': Blutverschmierter Mann mit Kettensäge, an dem ein Bein vorbei fliegt] Die Handlung in Kurzform: außerirdische Zombies wollen die Weltherrschaft an sich reißen. Sie ernähren sich von vergasten Frauen und legen zum Vermehren Eier in Männerhintern – der Leser darf dreimal raten, wie.

Teilweise erinnert Mucha Sangre an den bei deutschen Jugendschützern weniger beliebten Genre-Klassiker Braindead.

An Stelle des Rasenmähers greift der Protagonist jedoch zur Kettensäge. Damit zerlegt er zwar nur einen Zombie, diesen aber mehrfach und bis zur Abenddämmerung, da die Glieder immer wieder nachwachsen und zu klassischer Musik an der Kamera vorbeispringen. Da lacht das Sozialpädagogen-Herz.